Wer meinen Blog kennt, mag es vielleicht gar nicht unbedingt glauben. Aber auch ich hatte schlechten Sex. Nicht nur im Sinne von überschätzten One Night Stands, sondern auch in Beziehungen. Und dann?

Ich dachte, heute mache ich mal einen etwas persönlicheren Text. Ein Text über mein Sexleben. Wie ich lange Zeit dachte es ist nunmal so (schlecht), bis es gut wurde. Vielleicht findest du dich ja an der einen oder anderen Stelle wieder.

Der Gedanke ist sexier als die Tat?

Guter Sex mit KopfkinoGedanklich fand ich Sex schon immer toll. Ich fand es faszinierend, wie Menschen darauf reagieren. Besonders Männer waren damit entweder leicht zu beeindrucken oder leicht aus der Bahn zu bringen, wenn man darüber geredet hat. In meinen Beziehungen dachte ich „Das gehört halt dazu“.

Es hat mir Spaß gemacht, mit meinem Partner intim zu sein. Ich fand es aufregend, für die Befriedigung und dieses glückliche Strahlen hinterher verantwortlich zu sein. Das hat mir ebenso ein kleines High gegeben. Orgasmen waren natürlich auch nicht schlecht – allerdings gelang das immer nur mit Toys, eventuell Fingern oder am allerliebsten: der Zunge.

So gesehen klingt das gar nicht nach so schlechtem Sex, oder? Aber so richtig zufriedenstellend war er leider auch nie. Mir hat das Vorspiel Spaß gemacht. Damit meine ich auch das Vorspiel im Kopf, das Heißmachen und Kopfkino. Ebenso hat es mir gefallen, hinterher zufrieden zu kuscheln und die Nähe des Partners zu spüren. Aber die Penetration selbst….

Was koche ich am Wochenende?

To Do Liste im KopfDie Penetration selbst fand ich eher fad. Die ersten paar Minuten waren noch ganz gut, aber dann fing ich irgendwie im Gedanken schon an, Einkaufslisten durchzugehen. Es waren eingefahrene Muster, nach denen vorgegangen wurden und es fühlte sich für mich von Mal zu Mal einfach nicht mehr so erregend an.

Ja, ich habe so einige Orgasmen vorgetäuscht. Als aufgeklärte feministische Frau sagt es sich eigentlich so leicht „Täusch keinen Orgasmus vor, du hast ihn dir verdient“. Man sagt so leicht, dass man auch einfach mal erklären kann „Hey, ich hatte meinen Spaß, aber das wird heute nichts mehr“. Aber irgendwie ist das doch alles gar nicht so einfach. Zumindest war es das damals nicht, heute habe ich vieles dazu gelernt.

Wieso habe ich Orgasmen vorgetäuscht? Damit er aufhört.

Ich weiß, das klingt böse, aber so ist es nunmal. Manchmal waren meine Partner sehr bemüht. Es war so, als würde man ihr Ego kränken, wenn man nicht gefälligst durch ihre Bemühungen zum Orgasmus kommt. Wenn ich im Kopf schon angefangen habe, die Einkaufsliste für später zu schreiben oder darüber nachzudenken, dass ich meine Schwester mal wieder anrufen sollte, hieß das für mich eigentlich, dass meine Lust vorbei war. Ich hatte bis dahin meinen Spaß gehabt, aber jetzt fühlte es sich für mich nicht mehr so geil an und die Erregung ließ nach. Wie sollte ich das meinem Partner erklären?

Ein Orgasmus hingegen war für diese Partner ein Zeichen, dass sie auch endlich kommen konnten und fertig werden. Nur dummerweise war ich so in einem Kreislauf, der schwer zu durchbrechen ist. Schließlich denkt sich der Partner dann ja auch, es sei alles bestens.

Alles Routine?

Routine führt nicht unbedingt zu besserem SexRoutine ist etwas, was mir gar nicht schmeckt. Ich weiß, in anderen Beziehungen kann es Sicherheit geben und etwas Gutes sein. Mich jedoch schreckt Routine ab. So gab es zum Beispiel Partner, bei denen war es eigentlich immer so: Lecken bis zum Orgasmus – was jetzt mal per se nicht schlecht ist -, dann Sex in den gleichen 3 Stellungen mit immer dem gleichen Tempo bis zu seinem Orgasmus. Und danach schnell nach einem Kleenex greifen, nicht dass es noch Flecken gibt.

Vielleicht denkst du dir jetzt „Und warum sagt sie nichts?“. Glaub mir, das hab ich. Ich habe gesagt, was mich stört (das Tempo beispielsweise) und Vorschläge für neue Stellungen gemacht. Allerdings hatte sich die Routine wohl schon so eingearbeitet, dass Änderungen nicht wirklich möglich waren, beziehungsweise nach wenigen Minuten zum Ursprungtempo zurück gekehrt wurde oder die neue Stellung zu anstrengend war, sodass man doch wieder in die alte überging.

Toys mit aufzunehmen hat geholfen und ein bisschen frischen Wind in das ganze Thema gebracht. Sie haben für Abwechslung gesorgt und zusätzliche Stimulation an die Stellen gebracht, wo sie von Nöten waren. Darum kann ich einen guten Wand-Vibrator oder auch einen schönen Paar-Vibrator nur wärmstens empfehlen, genauso wie hochwertiges Gleitgel.

Sex ist nicht nur Penetration

Guter Sex ist mehr als PenetrationIn meinen Augen ist Sex sehr viel mehr als nur Penetration oder in den Augen vieler: Penis in Vagina. Man kann auch wundervollen Sex haben, indem man die Finger, die Zunge, die Lippen – oder eben ein Toy – nutzt. All das ist eine sehr persönliche Ebene mit viel Intimität, die ich immer wieder aufs Neue sehr genieße. Das kann mit einem Orgasmus verbunden sein, muss es aber nicht. Natürlich habe ich auch schon Männer erlebt, die sich auch in den Belangen mehr als ungeschickt angestellt haben. Aber wie heißt es noch so schön? „Andere Mütter haben auch schöne Söhne.“

In längeren Beziehungen nahm, aus den oben erläuterten Gründen, meine Lust an der Penetration ab. Das heißt nicht, dass ich nicht immer noch gern intim war oder keinen Spaß mehr daran hatte, meinem Partner Freude zu bereiten. Der Gedanke aber, für mich nicht befriedigenden Rein-Raus-Verkehr zu haben, der damit endete, dass ich hinterher gleich zur Toilette gehen musste, mich wieder säubern und so weiter…. Der war jetzt irgendwie gar nicht so sexy. Also bevorzugte ich es dann doch eher, einen Blowjob oder Handjob zu geben.

Wir haben gar keinen Sex mehr!

Das durfte ich mir dann schließlich anhören, denn offenbar sieht es nicht jeder so, dass OralSEX auch Sex ist. Das zählte nicht. Somit wirkte das aber auch irgendwie einen Druck auf mich aus, der sich nicht gerade positiv auf meine Lust ausgewirkt hat. Das Gefühl, es doch mal wieder tun zu müssen, weil es ja schließlich dazu gehört, ist nicht gerade hilfreich.

Plötzlich wusste ich, wovon die alle redeten

Besserer Sex ist personenabhängigEs klingt jetzt bescheuert, aber ich kann tatsächlich sagen „Und dann kam der EINE“. Es gibt einen Menschen in meinem Leben, da vergesse ich alles um mich herum, wenn wir intim sind. Ich vergesse die Arbeit, ich vergesse den Einkauf, ich vergesse die Zeit. Als wir das erste Mal in gemeinsam in ein Hotelzimmer kamen, küssten wir uns, zogen uns aus – und plötzlich hob er mich hoch, trug mich zum Bett und warf mich regelrecht darauf. Vom Vorspiel bis zum Akt, selten habe ich solche Leidenschaft erlebt, selten hat mich jemand auch schon so geistig gepackt, nicht nur körperlich.

Ihn in mir zu spüren ist einfach einzigartig. Mich erinnert ein wenig an dieses Jucken an einer Stelle am Rücken, an die man nicht selbst drankommt – wenn dann endlich jemand anderes darüber kratzt, ist das so eine unglaubliche Befriedigung. Genauso eine Befriedigung kann Sex für mich sein, in jeder Version. Um dieses Verlangen aufzubauen, braucht es aber offenbar eine besondere Verbindung und eine besondere Art, mit meiner Lust umzugehen.

Nun weiß ich, wovon alle reden. Nun weiß ich, wie unbeschreiblich geil es sein kann, von einem Penis ausgefüllt zu werden. Aber ich weiß auch, dass das bei weitem nicht alles ist, sondern zum Sex so viel mehr dazu gehört. Dabei spreche ich nichtmal von Gefühlen – ich denke Sex kann auch ohne Liebe gut sein. Ich weiß ebenso, dass man mit manchen Menschen sexuell auf Anhieb kompatibel sein kann und mit anderen womöglich nie.

Was willst du eigentlich?

An- und AbturnerIch glaube, das ist eine sehr essenzielle Frage.

Was willst du? Weißt du, was dich anmacht oder dich abturnt?

Schließlich kannst du erst deinem Partner sagen oder zeigen, was dir gefällt, wenn du es selbst weißt. Darum empfehle ich auch immer wieder, dass man sich am besten erstmal selbst kennen lernen sollte. Männer haben beispielsweise einen ganz anderen und natürlicheren Bezug zu ihrem Penis als wir Frauen zu unserer Vulva oder Vagina. Vermutlich gibt es auch den*die eine*n oder andere*n Leser*in, der*die nichtmal weiß, was genau der Unterschied ist. Die Vulva ist grob gesagt der äußere, sichtbare Intimbereich der Frau, die Vagina der innere Teil, der Kanal, der die Vulvalippen mit der Gebärmutter verbindet.

Wenn wir also nichtmal genau wissen, wovon wir reden, woher sollen wir dann wissen, was wir wollen? Die weibliche Anatomie sollte kein Mysterium sein. So, wie wohl den meisten Menschen bewusst ist, was die Hoden sind, was der Penis ist, was die Eichel ist, sollte auch jeder wissen, wie die Vulva aufgebaut ist, mit den inneren und äußeren Schamlippen (ich finde nach wie vor, dass Vulvalippen einfach ein viel schöneres Wort ist) und mit der Klitoris.

Kommen wir wieder ein bisschen weg von der Anatomie und hin zur Masturbation. Für mich gibt selbst gibt es da zwei unterschiedliche Formen. Zum einen die, die ich am liebsten mindestens abends vor dem Einschlafen mache oder allgemein, um mich zu entspannen. Hier geht es vor allem um den Orgasmus. Das darf auch mal schnell gehen. Manchmal aber genieße ich es auch, einfach meine Finger über meinen Körper gleiten zu lassen. Zu spüren, wie ich mich fühle, wenn ich mich auf verschiedenste Arten und Weisen berühre. Dabei geht es nicht unbedingt um den Orgasmus. Es geht viel mehr um das Runterkommen, dem Körper etwas Zärtlichkeit entgegenbringen und sich einfach mal selbst zu verwöhnen.

Kommunikation ist der Schlüssel

KommunikationIch glaube, in so gut wie allen Belangen, die eine Beziehung betreffen, kommt es letztendlich immer wieder auf das Thema Kommunikation zurück. Genauso, wie man über Zukunftswünsche, Kinderplanung und Wertevorstellungen sprechen sollte, um zu schauen, ob man kompatibel ist, sollte man auch über sexuelle Bedürfnisse reden. Ebenso, wie bei den anderen Themen gilt auch hier, dass diese nicht in Stein gemeißelt sind.

Wenn es um Sex geht, kann ich meinem Partner verbal mitteilen, was ich gern probieren möchte oder was mich stört. Ich kann ihm oder ihr aber auch währenddessen nonverbal zeigen oder was ich mag und was nicht. Ich darf nicht einfach „hinnehmen“, wenn mir was nicht passt. Von allein kann sich schließlich nichts ändern. Selbstverständlich lässt sich auch der Partner gut in diese oben genannte Erkundungstour einbauen. Dafür solltet ihr euch einfach mal viel Zeit nehmen und ausprobieren. Genießt ein ausgedehntes, intimes Vorspiel – und belasst es vielleicht auch dabei, so, wie es sich gut anfühlt – und erkundet den Körper des anderen.

Nur, wer über seine Bedürfnisse und Wünsche spricht, kann auch etwas an dem Zustand ändern, dass sie aktuell vielleicht nicht erfüllt werden. Dabei möchte ich keinesfalls suggerieren, dass man dann automatisch guten Sex haben wird. Schließlich hat nicht jeder die gleichen Bedürfnisse und Wünsche und nicht jeder kann alle erfüllen. Aber nur, wenn man darüber spricht, kann man diese Abweichungen auch benennen. Im Zweifelsfall stellt man vielleicht auch fest, dass man sich eben nicht gegenseitig die Wünsche erfüllen kann oder dazu bereit ist. Partnerschaften basieren zum Großteil auf Kompromissen und nur durch eine deutliche Kommunikation kann man herausfinden, ob der Kompromiss in Ordnung ist oder ob man nicht bereit ist, ihn einzugehen.

Hab ich jetzt nur noch guten Sex?

Ich habe in den letzten Jahren viel über mich selbst gelernt. Ich habe nachgeholt, herauszufinden, was ich möchte. Meinen Körper und meine aktuellen Bedürfnisse kenne ich nun ziemlich gut. Leider gehörte zu meiner Erkenntnis ebenso auch, dass Monogamie nicht meinen Bedürfnissen entspricht. Ich bin zu neugierig und experimentierfreudig, um nicht wenigstens die Möglichkeit zu brauchen, dem im Zweifelsfall auch nachgehen zu können.

Sicherlich heißt es nicht, dass ich jetzt nur noch guten Sex haben werde. Aber immerhin weiß ich inzwischen, was guter Sex in all seinen Facetten ist. Das hilft auch, denn so kann ich leichter aussortieren und mir vielleicht die eine oder andere Enttäuschung ersparen.

Übrigens habe ich inzwischen auch ausgezeichneten Sex mit mir selbst. Das hört sich vielleicht bescheuert an, aber das ist sehr viel Wert. Ich fühle mich wohl in meinem Körper, auch wenn er nicht perfekt ist. Denn nur so habe ich auch gelernt, mich vollkommen fallen zu lassen, wenn mein Partner es wert ist. Dann gibt es nur noch den Augenblick, nicht mehr die Listen und To Dos. Ich weiß, es gibt die Nadeln im Heuhaufen, die es schaffen, das bei mir bewirken können – und dieses Wissen tut gut.

Was kannst du tun für besseren Sex?

Besserer Sex mit ToysProbiere es mal mit dieser Checkliste, kannst du alles mit Ja beantworten?

  • Weißt du, was du willst?
  • Weiß dein Partner das auch
  • Hast du schon herausgefunden, was du besonders magst, und was nicht?
  • Habt ihr schon andere Dinge ausprobiert (Toys, erotische Geschichten, Rollenspiele, etc.)?
  • Kommunizierst du klar, was dir fehlt und wovon du gern mehr hättest?

Zu gutem Sex zu zweit gehören immer Zwei. Wenn du tatsächlich all die Fragen mit Ja beantwortet hast und immer noch unzufrieden bist, solltest du auch darüber mit deinem Partner sprechen. Vielleicht könnt ihr auch gemeinsam über den Besuch bei einem Sexualberater nachdenken, der euch neue Impulse geben kann.

Gib dich auf jeden Fall nicht einfach mit etwas Mittelmäßigen zufrieden. Es wird dich auf lange Sicht vermutlich genauso wenig glücklich machen wie mich.

Deine Rebecca

❥ In diesem Beitrag nutze ich Affiliate-Links. Das heißt, wenn du nach dem Klick auf einen der Produktlinks etwas einkaufst, verdiene ich eine kleine Provision. Wenn dir also gefällt und hilft, was wir hier schreiben, kannst du das Lippenbekenntnisse-Team auf diesem Weg gern unterstützen.